In unserem Team entwickeln wir die Web-App Allpaka, die Lehrerinnen und Lehrern bei der Planung von gewerblich-technischem Unterricht am Berufskolleg unterstützen wird. Die App richtet sich insbesondere Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger in den Lehrberuf und junge Kolleginnen und Kollegen, bietet aber auch Orientierung für erfahrene Lehrkräfte an. 

In dieser Blogreihe geben wir Einblicke in den inhaltlichen Entwicklungsprozess: Was wir über den Planungsprozess und die Unterrichtsqualität erarbeiten, wird bereits in dieser Blogreihe veröffentlicht!

Im letzten Blogbeitrag der Reihe Unterrichtsplanung wurde ein Weg vorgestellt, wie die Problemstellung erarbeitet werden kann. Daran anknüpfend wird nun aufbauend der Aufgabenkontext erstellt.  

Teil 2: Der Aufgabenkontext

Der Aufgabenkontext einer Lernaufgabe setzt sich aus der Problemstellung und einem Szenario zusammen. Nachdem die Problemstellung festgelegt wurde, wird ein Szenario zugeordnet. Der gesamte Aufgabenkontext zeigt den Lernenden eine realistische Situation auf. Dafür müssen sie zunächst mit notwendigen Informationen versorgt werden. 

Im Bereich der beruflichen Bildung wird für einen guten Aufgabenkontext eine Situation gewählt, die einen direkten und authentischen Arbeitsweltbezug herstellt. Dadurch fällt es den Schülerinnen und Schüler leichter, die erlernten Fähigkeiten im Berufsalltag einzusetzen. Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, authentische Szenarien zu entwerfen.

Beispielhaft stellen wir Ihnen zwei Möglichkeiten vor: den Kundenauftrag und die Arbeitssituation.  In beiden Szenarien werden für die Lernaufgabe ein Text und gegebenenfalls Abbildungen benötigt, die die Schülerinnen und Schüler in den Kontext einführt. Die Lernenden erhalten alle benötigten Informationen und erfahren die Voraussetzungen im Szenario.

Kundenauftrag

Beim Kundenauftrag sollte genannt werden, um wen es sich bei dem Kunden handelt. Dabei wird zum Beispiel zwischen einem Privatkunden und einem Unternehmen unterschieden. Es ist ebenso hilfreich zu wissen, ob bereits der erste Kontakt mit dem Kunden hergestellt wurde und ob in der Vergangenheit diverse oder im Gegenteil keine Gespräche stattgefunden haben. All das sind Informationen, die die Situation lebendig werden lassen. 

Arbeitssituationen

Arbeitssituationen können von defekten Kabeln bis zur Schichtplanung alles umfassen, was im Berufsfeld im Alltag passieren kann. 

Wichtig ist, dass der Aufgabenkontext alle notwendigen Informationen enthält. Als Hilfe bietet es sich an, die 4 Aspekte beruflicher Handlungen zu berücksichtigen:

  • den Konstruktionsaspekt
  • den Fertigungsaspekt
  • den Materialaspekt
  • und den Prüfaspekt.

Dabei werden für diese Aspekte verschiedene Merkmale notiert, die das Problem beschreiben. Es ist dabei nicht nötig, dass immer alle Aspekte erfüllt werden, stattdessen sind diese eher als eine Unterstützung zu verstehen, die nötigen Kriterien erfassen und sie anschließend in einem Text zusammenzufügen zu können.

Im Folgenden werden die einzelnen Aspekte kurz skizziert:

Konstruktionsaspekt

Der Konstruktionsaspekt beschreibt die Gestaltung des Werkstücks oder Produktes. Dabei können Fotos, Skizzen, Schaltpläne oder CAD-Zeichnungen den Lernenden die notwendigen Details veranschaulichen.

Fertigungsaspekt

Bei diesem Aspekt steht die Herstellungsart des Produktes im Vordergrund, also das Wie.

  • Soll das Werkstück gedreht oder gegossen werden?
  • Welche Werkzeuge stehen zur Verfügung?
  • Wie viele Arbeitskräfte stehen zur Verfügung?

Materialaspekt

Unter diesem Aspekt werden die Merkmale zusammengefasst, die die Materialauswahl betreffen. Das ausgewählte Material kann wichtig sein, um die Bearbeitungsmöglichkeiten an Maschinen einzuschränken. Natürlich kann auch die Stabilität einer Wand damit beschrieben werden, um die Problemstellung einer Hängeschrankmontage auszugestalten. 

Prüfaspekt

Im Prüfaspekt sind die Merkmale zusammengefasst, die zum Beispiel das Produkt hinterher erfüllen muss. 

  • Welche Stückzahl soll eine Maschine umsetzen können?
  • Welche Spannungsschutzklasse soll die Schaltung hinterher erfüllen?
  • Welchen Belastungen will der Kunde das Produkt aussetzen?

Sind alle vier Aspekte berücksichtigt, liegt ein vollständiger Aufgabenkontext vor. Die Lernenden können gut damit arbeiten. Jetzt bleibt nur noch die Frage: Wie fordert man die Lernenden zu den unterschiedlichen Arbeitsschritten auf?

Damit beschäftigen wir uns in unserem nächsten Blogbeitrag Teil 3 „Die Teilaufgabe“.