In unserem Team entwickeln wir die Web-App Allpaka, die Lehrerinnen und Lehrern bei der Planung von gewerblich-technischem Unterricht am Berufskolleg unterstützen wird. Die App richtet sich insbesondere Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger in den Lehrberuf und junge Kolleginnen und Kollegen, bietet aber auch Orientierung für erfahrene Lehrkräfte an. 

In dieser Blogreihe geben wir Einblicke in den inhaltlichen Entwicklungsprozess: Was wir über den Planungsprozess und die Unterrichtsqualität erarbeiten, wird bereits in dieser Blogreihe veröffentlicht!

Nachdem in den letzten beiden Blogbeiträgen der Aufgabenkontext und das Erstellen von Teilaufgaben thematisiert wurde, wollen wir nun im nächsten Schritt näher auf die Sozialformen im Unterricht sowie unterschiedliche Unterrichtsmethoden eingehen, welche elementare Bausteine für einen qualitativ guten Unterricht sind.

Da es sich hierbei um zwei umfassendere Thematiken handelt, teilen wir diese dementsprechend auf. Im hiesigen Blogbeitrag werden wir uns also zunächst mit den unterschiedlichen Sozialformen auseinandersetzen, um dann im nächsten Blogbeitrag näher auf die Unterrichtsmethoden einzugehen.

Teil 1: Sozialformen

Was genau sind eigentlich Sozialformen und wie viele gibt es?

Wenn Sie Ihren Unterricht planen, müssen Sie sich neben dem Einsatz von verschiedenen Methoden auch Gedanken über die sogenannten Sozialformen machen und überlegen, wann und wie Sie diese passend einsetzen können. Zunächst ist wichtig, dass Sie auf keinen Fall die Unterrichtsmethoden mit den Sozialformen verwechseln. Die Methoden strukturieren den Weg zum Lernziel, während die Sozialformen darüber entscheiden, wie und mit wem gelernt wird, also in welchem sozialen Gefüge die Inhalte bearbeitet werden sollen.

Dies könnte beispielsweise so aussehen:

Sie möchten gerne, dass sich Ihre Schülerinnen und Schüler schriftlich zu vorformulierten Thesen äußern. So könnte eine passende Methode das Schreibgespräch sein, welches sich entweder in der Partner- oder Gruppenarbeit als Sozialform umsetzen lässt. Die Sozialform kann also von der Lehrkraft variiert werden. So könnten zum Beispiel 3-4 Lernende in einer Gruppe zusammenarbeiten oder es werden Lernpaare gebildet.

In der Fachliteratur wird hierbei meist zwischen insgesamt vier unterschiedlichen Sozialformen unterschieden:

  1. Frontalunterricht 
  2. Einzelarbeit
  3. Partnerarbeit
  4. Gruppenarbeit

Doch wann wähle ich welche Sozialform aus? Gibt es Vor- und Nachteile?

Wann Sie welche Sozialform zum Einsatz bringen, kann nicht pauschal beantwortet werden, da es immer darauf ankommt, welches Lernziel Sie für Ihre Lerngruppe festgelegt haben und was gerade Unterrichtsgegenstand ist. Allerdings bringt jede Sozialform durchaus Vor- und Nachteile mit sich, die es abzuwägen gilt und die Ihnen bei der Entscheidungsfindung helfen können.

1) Der Frontalunterricht

Der vielfach diskutierte und oft negativ besetzte Frontalunterricht ist die am meisten praktizierte Sozialform und gehört zum lehrerzentrierten Unterricht. Meist wird diese Art des Unterrichtens mit dem klassischen Lehrervortrag in Verbindung gebracht. Frontalunterricht kann aber weitaus mehr! So gehören beispielsweise auch Rollenspiele, Experimente oder aber Unterrichtsgespräche zum Frontalunterricht. Entscheidend ist hierbei, dass jeder Schritt durch die Lehrkraft initiiert und gelenkt wird. 

Zu den Vorteilen dieser Sozialform gehört eindeutig die schnelle und gezielte Vermittlung von Sachwissen. Gleichzeitig bietet sie allerdings nur wenig Möglichkeiten zum Üben und zur Vertiefung. Um die Lernmotivation der Schüler und Schülerinnen aufrecht zu erhalten, muss diese Art des Unterrichtens außerdem interessant gestaltet sein, um die Neugierde der Schüler und Schülerinnen zu wecken und aufrechtzuerhalten. Dazu gehört unter anderem auch eine klare Gliederung des Lernstoffs, transparente Zielstellung und ein Bezug zur Lebenswelt der Lernenden.

2) Einzelarbeit 

In der Einzelarbeit arbeiten die Lernenden wie der Name schon sagt für sich allein. Was im Frontalunterricht weitaus schwieriger zu realisieren ist, kann in der Einzelarbeit deutlich besser aufgegriffen werden: das gezielte Vertiefen und Üben von neu erworbenem Wissen. In kaum einer anderen Sozialform kann darüberhinaus so viel Differenzierung stattfinden wie in der Einzelarbeit! Sie können also je nach Stärken und Schwächen Ihrer Schülerinnen und Schüler sowohl den Umfang der Aufgabe, als auch deren Schwierigkeitsgrad anpassen, sodass Sie jedem Lernenden gerecht werden können. 

3) Partnerarbeit

In dieser Sozialform arbeiten die Schülerinnen und Schüler paarweise zusammen. Vorteil hierbei ist, dass die Aufgaben durchaus komplexer sein können als in der Einzelarbeit und Aspekte des sozialen und kooperativen Lernens gefördert werden. Allerdings bringt diese Sozialform auch eine Herausforderung mit sich. Denn Sie als Lehrkraft müssen vorab unbedingt festlegen, wie die Partnerwahl erfolgen soll. Je nach Aufgabenstellung macht es hier Sinn leistungsheterogene oder leistungshomogene Paare zu bilden. Es muss also nicht unbedingt der Sitznachbar oder die Sitznachbarin sein. Ein Vorteil von leistungshomogenen Paaren ist beispielsweise, dass die Lernenden auf Grund ihres ähnlichen Leistungsniveaus wahrscheinlich schneller und effizienter arbeiten können. Aber auch leistungsheterogene Paare bieten Vorteile. So können Sie beispielsweise Paare bilden, die aus einem leistungsstarken und einem eher leistungsschwachen Lernenden bestehen, was den Vorteil hat, dass der leistungsschwache Lernende von dem Wissen des leistungsstarken Lernenden profitieren kann und so eventuell sein eigenes Leistungsniveau verbessern kann. Eine Schwierigkeit, die Sie bei Partnerarbeiten allerdings beachten sollten, besteht darin, dass der Unterricht weitaus störanfälliger ist. Um hier gezielt entgegenzuwirken, bietet es sich an, vorab bestimmte Regeln für die Partnerarbeit festzulegen und diese mit den Schülern und Schülerinnen zu besprechen.

4) Gruppenarbeit

In der Gruppenarbeit wird Sachwissen von einer größeren Schülergruppe erarbeitet. Dabei können die Gruppen entweder alle dasselbe Thema oder aber auch unterschiedliche Themen bearbeiten. Neben dem Erwerb von Sachwissen, kann durch das kooperative Arbeiten eine Vielzahl von sozialen Kompetenzen erlernt und gefördert werden. Die Gruppenarbeit stellt allerdings einen größeren Arbeitsaufwand für Sie als Lehrkraft dar, da einige Aspekte beachtet werden müssen, damit die Gruppenarbeit auch erfolgreich verlaufen kann. Diese Aspekte spielen im übrigen auch bei der Partnerarbeit eine wichtige Rolle.

Wichtig ist es, vorab Arbeitsaufträge zu erteilen, die auch dazu anleiten, kooperativ zu handeln. So bietet es sich beispielsweise an, den Lernenden unterschiedliche Aufgaben innerhalb ihrer Gruppe zuzuordnen. In der Fachliteratur gibt es hierzu einige Hinweise, wie diese Rollen aussehen können. Eine weitere Möglichkeit, um sicherzustellen, dass die Gruppe kooperativ arbeitet, bieten Protokolle, die das Arbeiten in der Gruppe dokumentieren. Außerdem bietet es sich auch hier an, vorab Regeln für die Gruppenarbeit festzulegen und diese mit der Lerngruppe zu besprechen. 

Abschließend lässt sich also feststellen, dass Ihre Wahl über die Sozialform maßgeblich über den Lernzuwachs und die Förderung der sozialen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler entscheidet. Warum auch die eingangs erwähnten Unterrichtsmethoden hierbei eine große Rolle spielen, erfahren Sie in unserem nächsten Blogbeitrag.